Donnerstag, 2. November 2017

Bordeaux, Baguette und der Lac d' Hourtin

Nach weiteren unzählbaren Stunden sehe ich mich gegen späten Nachmittag bei der Durchfahrt von Bordeaux wieder. Wenn du glaubst, ein Navigationsgerät verrät dir die echte Ankunftszeit - vergiss es wenn du Bulli fährst. Rechne 2-3 Stunden drauf. Bei einem Schnitt von 90 km/h bewegt man sich quasi unter dem Radar. Vor allem wenn dein Auto Benzin schluckt wie ein Rennauto. Habe mich entschieden die Hinfahrt größtenteils über Mautstrecke, also Autobahnen zu fahren, weil ich einfach schnell in den Süden möchte. So langsam bereue ich aber die Entscheidung, da die Franzosen scheinbar die Kosten angehoben haben und ich schon jetzt nicht schlecht staune, was sie für die Benutzung ihrer Autobahnen verlangen. Ich denke darüber nach, bald doch auf Umfahrungsstraßen auszuweichen. Die Sonne am Horizont beginnt sich in ein gelblich oranges Kleid zu hüllen. Sie sinkt stetig. Unfassbar - ich sitze schon wieder einen ganzen Tag hinter dem Steuer. Ich entscheide mich noch ein wenig dazu weiter zu fahren bis nach Hourtin. Einem kleinen Ort am Lac d'Hourtin - etwa eine Autofahrstunde westlich von Bordeaux entfernt. Hier liegen Kindheitserinnerungen von mir. Tief verwurzelt. Fünf mal fuhr ich mit meinen Eltern hier her als ich noch ein Kind war. Um zu campen. Zum Windsurfen. Auf den vier Sterne Platz "Les Ourmes". Ich weiß nicht wie ich reagiere wenn ich in den Ort einfahre. Aufgrund von privater Schicksalsschläge könnte es sein, dass mir hierbei wiedermal die Tränen kommen. Das passierte mir schon vor einem Jahr als ich diesen Ort besuchte. Es erstaunt mich immer wieder wie sehr der Mensch innerlich an Erinnerungen hängt. Wie er sie mit aktuellen Umständen verknüpft. Sie einen zum Nachdenken bringen. Und nicht immer fällt das Atmen leicht, wenn sie einen in den Kopf schießen. Aber ich möchte mich weiter kennen lernen, mich diesen Gefühlen stellen. Also fahre ich dort hin. Etwa knapp zwei Stunden später erreiche ich den beschaulichen Ort. Ich fahre zunächst einen Aldi an, der zu meinem Glück noch eine halbe Stunde auf hat. Kaufe das nötigste. Vor allem aber Baguette und Salami. Dann fahre ich durch den Ort, gabel zwei Tramper auf, fahre mit ihnen am Camping Platz vorbei und stelle meinen Bus auf einen öffentlichen Parkplatz ab. Unter Pinien. Hier werde ich die Nacht verbringen. Am See. im Sonnenuntergang und einem heißen "Eintopf" aus der Dose. Zum Kochen fehlt mir noch die Lust. Aber die Aussicht ist romantisch. Ein Anflug von Schwermut kommt auf. Dann blicke ich auf den See hinaus und beginne zu grinsen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hallo; möchtest du mir ein Kommentar hinterlassen? Ich würde mich freuen wenn du ein paar Worte da lässt..