Freitag, 3. November 2017

Susi Cruz und die Pinien

Manchmal gibt es diese Bekanntschaften. Mit Menschen, die dich interessieren, verwundern. Vielleicht auch inspirieren. Oder es zumindest wollen. Susi ist so eine Person. Ich lernte sie über das virale Netzwerk Instagram kennen. Sie baute sich einen Hochdach VW T3 Bulli für eine Reise ins Ungewisse um. Die Substanz des Busses war eher mittelmäßig bis schlecht und sie versuchte daraus das Beste zu machen, was ihr möglich war. Dazu gehörten Schweißarbeiten, das Lackieren und der Innenausbau. Das ganze dokumentierte sie fleißig mit Videos und Bildbeiträgen im Netz. Irgendwann kommentierte ich eines ihrer You-Tube Videos und wir kamen ins Gespräch. Virtuell. Dabei ging es viel um technische Fragen - da sie in dieser Hinsicht ambitioniert aber nicht versiert war. Ich half ihr also oft via Messenger beim Ausbau ihres Busses. Zum Anklemmen der Batterie war ich sogar vor Ort - in Düsseldorf. Ich wusste sie wird in etwa zur selben Zeit auch in den Süden rollen. So blieb man in Kontakt. Sie fuhr allerdings schon im September los. Ein Glück aber dass sie es mit dem Reisen nicht eilig hat - immerhin nimmt sie sich vor ein ganzes Jahr herumzureisen - so ist sie nun Anfang November haar genau in der Ecke angelangt, in der ich mich nun befinde. Wir haben uns verabredet. Sie steht etwa 80 Kilometer von meinem Standort entfernt. Irgendwo mitten im Wald. 

Ich baue meine Schlafbank wieder zu Sitzbank um. Dusche mich vor allen Augen nackt in einer öffentlichen Strand Dusche. Fühle mich so natürlich. Checke noch einmal die Inbox und verkünde Susi meinen Aufbruch in ihre Richtung. Hoffe sie liest es. Dann setze ich mich hinter das Steuer und starte den Motor. Es geht über wunderschöne Pinien gesäumte Straßen durch das Küstenland Westfrankreichs. Ein wenig schmerzt der Abschied des Ortes, an den ich soviel Erinnerung habe. 

Gegen Nachmittag erreiche ich ihre Position. Tatsächlich hat sie sich inmitten eines Waldstückes "niedergelassen". Es ist nachmittag, ca. 15 Uhr. Die Sonne knallt und sie freut sich als sie meinen weißen Wal um das Gebüsch biegen sieht. Wir begrüßen uns herzlich und entscheiden noch ein wenig die Sonne an Ort und Stelle zu genießen. Es ist immerwieder komisch wenn man mit jemandem, den man aus einer ganz anderen Ecke kennt, plötzlich in einem anderen Land wiedertrifft. 

Nach ein paar Stunden entscheiden wir uns aufzubrechen und den Weg in den Süden gemeinsam fortzusetzen. Bulli - Kolonne. Eine kleine. Es geht über windige Straßen und verschlafene Dörfer Richtung Moliet et Mar. Ein Ort den ich dieses Jahr im Frühsommer schonmal besucht hatte. Bevor wir den Ort erreichen, entdecke ich rechts von mir eine Schneise die in den Wald führt und den Blick auf die dahinterliegenden Sanddünen frei gibt. Wir sind ganz nah am Meer. Ich entscheide mich den Blinker zu setzen und finde einen unfassbar schönen Platz zum übernachten. Wir sind beide baff und bauen voller Freude unsere halbe Wagenburg auf. Hier bleiben wir. 



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